Wundheilung
Die Haut
Mit einer Oberfläche von bis zu 2 m² und einem Gewicht von bis zu 14 kg ist die Haut des menschlichen Körpers das größte Organ an ihm.
Neben der Funktion als Hülle des Körpers, bei der die Haut den Körper vor unterschiedlichen äußeren Einflüssen schütz, hat die Haut eine Vielzahl von weiteren wichtigen Aufgaben. Sie ist an der Regulation der Temperatur, des Wasser- und Elektrolythaushaltes beteiligt. Zudem ist sie ein Sinnesorgan und kann durch in ihr sitzende Rezeptoren und Tastkörperchen, Eindrücke wie Temperatur, Schmerz oder Berührungen etc. wahrnehmen. Gleichzeitig dient sie dabei auch zur Kommunikationsausübung, in dem die Haut ihre Oberflächeneigenschaft oder Farbe ändert. Die Haut ist ebenso in der Funktion des Immunsystem involviert und hat zudem auch eine Ausscheidungsfunktion.
Trotz ihrer scheinbar einfachen optischen Struktur, besteht die Haut aus verschiedenen und komplexen Schichten.
- Oberhaut (Epidermis)
- Lederhaut (Dermis)
- Unterhaut (Subcutis)
Oberhaut und Lederhaut sind nochmals in weitere Schichten differenzierbar, wobei jede Schicht eigene spezielle Funktionen besitzt.
Besonders wichtig ist dabei die Basalschicht (Stratum basale), welche die unterste Schicht der Epidermis darstellt. Sie dient bei der Wundheilung als Produktionsort für neue Hautzellen, welche dann in die Wunde einspriessen.
Wundursachen
Eine Wunde, im griechischen auch Trauma genannt, ist eine Schädigung bzw. Trennung von Gewebszellen, bei der auch ein Verlust von Gewebe und Funktion auftreten kann.
Abhängig von der Ursache einer Wunde kann man diese in verschiedene Wundarten einteilen:
- mechanische Wunden z.B. Schnitt-, Schürf-, Rißverletzung o.ä.
- chemische Wunden z.B. Verätzungen durch aggressive Flüssigkeiten
- thermische Wunde z.B. Verbrennungen
- aktinische Wunden z.B. Bestrahlung mit Röntgenstrahlen
- Ulkuswunden z.B. durch tieferliegende Gewebsdefekte wie Tumore
Zur Beurteilung einer Wunde ist neben der Ursache auch die Art der Wunde entscheidend. Man unterscheidet:
- akute Wunden
- chronische Wunden
Akute Wunden entstehen meist durch äußere Einwirkung wie bei mechanischen Wunden. Sie heilen meist unkompliziert innerhalb 4-6 Wochen ab.
Chronische Wunden sind Wunden, die nach der typischen Verheilungszeit keine Besserung in der Heilung zeigen. Ursachen sind hierfür meist komplexe physiologische Faktoren, wie Durchblutungsstörung, Diabetes oder Immunschwäche.
Eine grundlegende Wundklassifikation und eine Ermittlung der Ursache ist entscheidend für die weitere Behandlung der Wunde. Der Patient sollte immer ganzheitlich betrachtet werden. Vor allem systemische Faktoren des Organismus nehmen maßgeblich in der Wundentstehung und in der Wundheilung Einfluss .
Wundheilung
Die Wundheilung läuft grundsätzlich in drei sich zeitlich überlagernden Phasen ab.
1. Exsudationsphase
Die Exsudations- oder Reinigungsphase beginnt mit dem Reduzieren des weiteren Blutflusses im Wundbereich, indem durch zelluläre Botenstoffe die geschädigten Blutgefäße eng gestellt werden und parallel eine Blutplättchenaggregation den Blutverlust minimiert. Anschließend beginnt die Blutgerinnung durch die Aktivierung der Gerinnungskaskade, bei der mehr als 30 verschiedene biochemische Faktoren zusammenwirken. Hierbei entsteht ein Netz aus Fibrin, an welches sich die roten Blutkörperchen anlagern und einen Thrombus bilden.
Das Immunsystem bewirkt durch die Aktivierung der Makrophagen (Fresszellen) und anderer Faktoren die Abtötung von Bakterien, den Abbau von Fremdkörpern und nekrotischen Zellen. Dies führt zur Säuberung der Wunde, wobei abhängig von der Wundverschmutzung mehr oder weniger Wundexsudat abgeschieden wird.
2. Granulationsphase
In der Granulationsphase, auch Proliferationsphase genannt, wird durch Makrophagen aktivierte Fibroblasten und des vorhandenen Fibrinnetzes ein neues Gewebsgerüst gebildet. Dies dient vorrangig dazu, um die Zell- bzw. Gewebsverluste wieder zu regenerieren. Dabei lagern sich Zellen am neu entstandenen Gewebsgerüst an und durch die Produktion von Kollagen bildet sich das Granulationsgewebe.
Dieses neu entstandene Granulationsgewebe erscheint makroskopisch gekörnt, glänzend und rötlich gefärbt. Die rötliche Färbung kommt durch eine Vaskularisation, bei der sich neue Kapillaren im Gewebe bilden und die Wunde mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen.
3. Regenerationsphase
Die Regenerationsphase dient der Reepithelisierung der Wunde und wird deshalb auch Epithelisierungsphase genannt. Das zuvor gebildete Granulationsgewebe produziert nun vorwiegend Kollagenfasern, bildet die neu entstanden Kapillaren und Gefäße zurück und dehydriert. Dabei nutzen einwandernde Epithelzellen das feuchte Millieu oberhalb des Granulationsgewebes, um vom Wundrand zum Wundzentrum ein neues Epithel zu bilden.
In dieser Phase wird durch eine Kontraktion der Wunde die Oberfläche des Wundbereichs zu einem Drittel reduziert. Die restlichen zwei Drittel werden durch Zellteilung (Mitose) der Epithelzellen aufgefüllt.
Dieser gesamte Prozess führt bei normaler Physiologie zum kompletten Wundverschluss, wobei die neu entstandenen oberen Zellschichten das Narbengewebe darstellen. Dies verfügt über keine elastischen Fasern, Pigmente und Drüsen und ist somit kein gleichwertiger Hautersatz.
Wundversorgungprodukte
Wundschnellverbände
selbstklebender Verband oder Pflaster mit Wundkissen zur Erstversorgung oder bei kleinen Verletzungen
Fixierpflaster
selbstklebendes Pflaster zur Fixierung von Wundauflagen, Binden etc.
Mullkompressen
saugfähige Baumwolllagen zur Wundreinigung, Abdeckung und Exsudataufnahme
Vlieskompressen
weiches, saugstarkes Vliesmaterial mit geringerer Verklebungsneigung; zur Wundreinigung, Abdeckung und Exsudataufnahme
Saugkompressen
mehrschichtige Kompressen mit hoher Saugwirkung durch starken Saugkörper für Wunden mit hoher Exsudatabsonderung
Wundgazen
Wundgittertüll meist beschichtet mit Vaseline o.ä. für verklebungsarmen Verband; zur Anwendung bei Verbrennung oder großflächigen Wunden
beschichtete Wundauflagen
verklebungsarme Wundkompressen mit guter Saugwirkung, bei der die Oberfläche mit Folie oder Metall beschichtet ist
Alginat-Kompressen
Wundauflage mit hohem Absorptionsvermögen; Calciumalginat bindet bei Wundkontakt Wundflüssigkeit und bildet Gel, welches Zelltrümmer u.ä. einschließt und das Wundmillieu feucht hält
Aktivkohle-Kompressen
meist mehrschichtig aufgebaute Wundauflage mit Aktivkohlekern; Aktivkohle bindet Bakterien und Proteine und vermindert Geruchsbildung
Wundauflagen mit Silber
Silber hat eine bakterizide Wirkung; silberhaltigen Kompressen können Keime in oder aus der Wunde abtöten
Hydrokolloidverbände
Hydrokolloidschicht im Verband sorgt für Wundexsudat- und Zelltrümmeraufnahme; durch Flüssigkeitsbindung mit Hydrokolloid-Matrix bildet sich Gel, welches für feuchtes Wundmillieu sorgt
Hydrogelkompresse
Wundauflage mit Hydrogelkern, welcher hohen Wasseranteil hat; Hydrogel sorgt für ein Feuchthalten der Wunde und wirkt durch den Kühleffekt schmerzlindernd
semipermeable Wundfolie
halbdurchlässige Transparentfolie dient zur Wundabdeckung; Folie lässt überschüssigen Wasserdampf diffundieren und dient als Keimschutz; Transparenz der Folie ermöglicht Wundkontrolle
Kollagen-Wundauflage
Kollagen bindet Zelltrümmer, Exsudat und wundheilungshemmende Faktoren; bildet mit Flüssigkeit modellierbares Gel; wirkt blutstillend und fördert körpereigene Kollagensynthese
PU-Schaumverband
Verband enthält feinporigen Polyurethanschaum; quillt bei Feuchtigkeitsaufnahme auf und bildet schützendes Wundpolster; absorbiert Bakterien und Zelltrümmer und hält Wunde feucht
kohäsive Fixierbinden
selbst zusammenhaltende und meist elastische Binde zum fixieren von Wundauflagen
nicht kohäsive Fixierbinden
Binde zum Fixieren von Wundauflagen in Ausführung von unelastisch bis hochelastisch und unterschiedlichen Grundmaterialen; Binde muß durch Klammer oder Fixierpflaster zusammengehalten werden
Netz- und Schlauchverbände
schnell und einfach anzulegender, meist nahtloser Verband in verschieden dehnbaren Ausführungen zum Fixieren von Wundauflagen